Bundesliga Runde 11: Hoch hinaus in kühlere Luftschichten

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Von Lothar Dittmer

Für das zweite Juli Wochenende waren Rekordtemperaturen vorausgesagt. Für die Segelflieger bedeutet so etwas zumeist: Schwitzen beim Aufbauen der Flugzeuge und extreme Hitzebelastung im Cockpit beim Warten auf den Start. Die Plexiglashaube wirkt wie ein Gewächshaus und solch ein antriebsloses Flugzeug hat natürlich keine Klimaanlage.

Wer aber schon einmal bei heißem Sommerwetter hoch oben in den Bergen unterwegs war, wird sich vielleicht an die dort herrschenden angenehmen Temperaturen erinnern. Ziel der Brandenburger Bundesligapiloten war somit: Schnell im Schlepp hinter dem vereinseigenen Ultraleichtflugzeug starten und dann in der aufkommenden Thermik weiter an Höhe gewinnen, um in kühlere Luftschichten vorzustoßen.

Das war aber am Samstag gar nicht so einfach, denn die Aufwinde hatten sich mittags noch nicht richtig entwickelt. Deshalb hieß es zuerst einmal: Viel auf der Stelle kreisen, um langsam Höhe zu gewinnen und zumindest die Abflughöhe von ca. 1000m zu erreichen. Erst gegen 13:30 waren dann die doch recht hoch prognostizierten Flughöhen von 2000 m unter aufkommenden Cumulus-Wolken möglich. Diese spendeten zudem etwas Schatten. Von nun an fühlte es sich im durch den Fahrtwind gekühlten Cockpit deutlich angenehmer an als irgendwo weit unten am Boden.

Die Brandenburger Piloten Michael Scholz, Herbert Horbrügger und Lothar Dittmer hatten mit ihren 18-Meter-Seglern (Spannweite) eine Strecke in die Gegend nördlich von Breslau geplant. Hin und zurück sind das ca. 600 km. Ines Engelhardt gesellte sich dazu und wählte eine zu ihrem Standardklasse-Flugzeug (15 Meter Spannweite) besser passende Aufgabe mit 550 km.

Mit vorschreitender Tageszeit stieg die Wolkenhöhe noch weiter an, so dass letztendlich darunter enorme Flughöhen bis 2900m möglich wurden. Das kommt nur alle paar Jahre einmal vor und hat nicht nur Vorteile bei der Temperatur. Die dünne Höhenluft sorgt auch für weniger Luftwiderstand und schnellere Fluggeschwindigkeiten. Um letztendlich die hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten bis zu 135 km/h erreichen zu können, wurde mit bis zu 200 km/h zum nächsten Aufwind vorgeflogen.

Der von den Piloten der 18-Meter-Klasse geplante Wendepunkt in Polen konnte allerdings nicht ganz erreicht werden: Die thermischen Aufwindbedingungen wurden dort ganz plötzlich schlechter.  Folglich wurde eine Planänderung über Flugfunk abgesprochen: „Rechtzeitig umdrehen und dann schnell nach Hause…“

Ines Engelhardt hatte das bessere Händchen bei der Aufgabenplanung gehabt und konnte ihr geplantes Vorhaben umsetzen. So etwas wird im komplexen Regelwerk der Segelflugbundesliga mit Bonuspunkten belohnt. Ihr Kommentar: „Solch ein schöner Flug! Das hat viel Spaß gemacht und wer hätte das heut Mittag beim Start schon geahnt?“

Am Samstagabend zeigte das Online Wertungsportal im Rundenergebnis noch vorläufig den 4. Platz für den Fliegerklub Brandenburg. Klar, dass es nicht unbedingt dabei bleiben würde, denn auch Sonntags kann für die Bundeliga geflogen werden. Allerdings machte das in Nordostdeutschland wetterbedingt leider gar keinen Sinn. Die starke süddeutsche Konkurrenz konnte nun kontern. Bei dem dort entwickelten Extremwetter waren sonntags in den Alpen sogar Flugstrecken über 1000 km möglich. Der SFZ Königsdorf (Bayern) sicherte sich damit unangefochten den Rundensieg. Beim FK Brandenburg ist man aber mit Platz 9 an diesem Wochenende trotzdem sehr zufrieden, denn der erhält weiterhin die gute Position an 8. Stelle in der Gesamttabelle: https://www.weglide.org/league/DT?type=total&round=10&season=2023

Bis zum 20. August wird in Brandenburg Mühlenfeld noch an jedem Wochenende Bundesliga geflogen – da kann noch viel passieren…