Von Rolf Engelhardt
Am Wochenende Ende Juni wurde bereits die 10. Runde der Segelflugbundesliga ausgetragen. Die Segelflieger des Fliegerklubs Brandenburg gingen am Samstag voller Optimismus an dem Start, da am Sonntag es den ganzen Tag regnen sollte. Vorhergesagt waren gute thermische Bedingungen über der Mecklenburgischen Seenplatte und dem östlichen Niedersachsen. Die meisten Wertungspunkte bekommen die Segelflugpilotinnen und -piloten, welche die weitesten Strecken fliegen und dabei am schnellsten sind. Es gibt auch Extrapunkte, wenn man vorher angibt, wohin man fliegt und diese Wegpunkte dann auch erreicht. Der ehemaliger Weltrekordhalter im Segelflug Hans-Werner Grosse aus Lübeck bezeichnete dieses als Wette auf das Wetter, bei der man wie bei jeder Wette auch verlieren kann. Es wurde also am Samstag groß geplant. Der Flug sollte von Brandenburg nach Lüneburg östlich von Hamburg, dann mittig zu der Seenplatte zwischen Güstrow und Waren an der Müritz, nach Herzfelde nord-östlich Berlin und wieder zurück nach Brandenburg gehen. Insgesamt knapp 520 km Flugstrecke.
Um die Tageslänge für lange und weite Flüge auszunutzen wurde schon um 11 Uhr gestartet. Erste weiße Flusenwolken am Himmel zeigten zu diesem Zeitpunkt bereits thermische Aktivität an. Was als Genussflug geplant war, wurde jedoch für alle sieben für die Bundesliga gestarteten Piloteninnen und Piloten ein anstrengender Arbeitstag. In den oberen Luftschichten war warme Luft eingesickert. Dieses führte dazu, dass die von der Sonne am Boden erwärmte Luftmasse es schwerer hatte aufzusteigen. Für optimale Segelflugbedingungen sollte der Durchmesser der aufsteigenden schlauchartigen Luftmassen mindestens 250-300m betragen, damit die Segelflugzeuge durch Kreisen in diesen Aufwindschläuchen diese nutzen können. Leider sind die Aufwinde bei Warmluft kleinräumiger und mehr blasenartige, so dass die Pilot*innen beim Steigen in diesen Luftmassen nicht vollständig hinein passen. Dieses führt dazu, dass das Segelflugzeug in einem Kreissegment gut steigt und in dem anderen Kreissegment aus der Thermik fällt und wieder sinkt. Es fühlte sich an, als ob man das Fliegen und zentrieren der thermischen Auswinde verlernt hat. Bereits nach dem Start hatten die Piloten Schwierigkeiten die besseren Aufwinde zu finden und genügend Flughöhe für den Abflug von Flugplatz zu gewinnen. Am besten ist dieses noch dem Berliner Rolf Engelhardt gelungen, welcher eine halbe Stunde vor den anderen abfliegen konnte. Er konnte alle zuvor deklarierten Wendepunkte anfliegen und musste nur spät am Abend um 19 Uhr auf dem Gleitflug zurück zum Ausgangsflugplatz Brandenburg seinen Hilfsmotor starten, damit er diesen Ausgangspunkt wieder erreichen konnte. Am Ende konnte er 485 km im reinen Segelflug mit einer Sprintgeschwindigkeit über ein 2h Zeitfenster von 85 km/h erreichen. Die zweit weiteste Strecke flog Lothar Dittmer ebenfalls aus Berlin mit 440 km und 90 km/h und die dritt weiteste Strecke gelang dem Brandenburger Fritz Meyer mit Co-Pilot Waldemar Labusga mit 410 km. Einen schnellen Flug steuerte noch Herbert Horbrügger (Spandau) mit 86 km/h bei. Diese Ergebnisse reichten dem Fliegerklub zum 7. Rundenplatz in der 25 Vereine umfassenden 1. Bundesliga und der Fliegerklub konnte damit seinen 4. Gesamtplatz verteidigen. Alle in die Wertung gelangten Piloten üben den Flugsport schon mehr als 40 Jahre aus. Dieses zeigt, dass im Segelflug auch noch mit fortschreitenden Lebensjahren Spitzenleistungen möglich sind. Es liegen nun noch sieben Runden bis Mitte August vor uns, um unsere Position in der Tabelle zu festigen bzw. noch einen Podiumsplatz zu erringen.
Schöne Cumuluswolken über den Mecklenburgischen Seenplatte – leider war unter diesen Wolken nicht immer ein guter Aufwind anzufinden.